Im ersten Band seiner Autobiographischen Schriften betreibt Thomas Bernhard eine Ursachenforschung, die nichts und niemanden verschont: das Internat war ein Kerker, die Stadt Salzburg eine Todeskrankheit, die Vernichtung allgegenwärtig. Die einzige Lichtgestalt war der Großvater, der ihm von Mozart, Rembrandt und Beethoven erzählt. Diese „Ursachen“, die Bernhard hier mehr als nur „andeutet“, hinterlassen unauslöschliche Spuren in seinem ganzen Werk. Mit einem präzisen, sparsamen, fast realistischen Strich und einer eindringlichen Wiederholungs- und Variationstechnik gelingt es Lukas Kummer, Thomas Bernhards Erinnerungen an die Schrecken von Internat, Krieg und Nationalsozialismus sichtbar zu machen.
Ein Lebenszeichen ist nach der Definition des Duden ein „Anzeichen oder Beweis dafür, dass jemand (noch) lebt. Herzschlag und Atem sind die wichtigsten Lebenszeichen.“
Alois Brandstetter
Von Adalbert Stifter bis zum Plastikdübel, von Sebastian Brants „Narrenschiff“ bis zur Alarmanlage, die sich die Gattin des Autors zu Weihnachten wünscht, von heiligen Reliquien bis zu unheiligen Frömmlern: Alois Brandstetter widmet sich gleichermaßen neugierig, scharfsichtig und ironisch den Details des Alltags und den großen Fragen des Lebens. Begegnungen mit seltsamen Zeitgenossen oder zeitgeistigen Begriffen werden zum Anlass für Überlegungen voller Wissen und Lebensklugheit. Die „Lebensbescheinigung“, die Brandstetter dem deutschen Renten Service jährlich abliefern muss, inspiriert ihn zu einem der kräftigsten und hintersinnigsten „Lebenszeichen“ dieses wunderbar vergnüglichen Bandes.
Ein knallpinker Fernbus mit der Aufschrift SPERANZA macht sich an einem Dezemberabend auf den Weg von Wien nach Rumänien. Die Nachtfahrt bringt Menschen zusammen, die ihr Leben in den Grauzonen des europäischen Arbeitsmarkts verbringen. Ihr Lohn sichert die Existenz ihrer Familien, ihre Abwesenheit schafft neue Probleme. Florin verdingt sich als Erntehelfer, um seiner Mutter in Bukarest den Ruhestand zu ermöglichen. Daiana putzt trotz ihres Studienabschlusses in Wien Privathaushalte. Ioan, einer der Fahrer, erinnert sich an seinen ersten Grenzübertritt. „Autobus Ultima Speranza“ findet eine Sprache für ein Leben, das ständig auf dem Sprung ist, für die Hoffnungen und Enttäuschungen, die Rastlosigkeit und strukturelle Gewalt, die es begleiten.
Anna ist die Tochter einer Schauspielerin und eines umtriebigen, machtverliebten und genialischen Designers. Beide Eltern stehen im Licht der Öffentlichkeit. Die Familie leidet unter dem exzessiven Lebensstil des Vaters, die Mutter wird vom Schauspielberuf immer intensiver gefordert…
In starken Bildern erzählt Tamar Tandaschwili über Frauen und Männer, die sich dem rücksichtslosen Bündnis zwischen Patriarchat, Kirche und Polizei verweigern und um ein selbstbestimmtes Leben kämpfen. In einem Text von großer Intensität setzt sie ihren Figuren ein Denkmal: der lesbischen Elene, die von ihrem frustrierten Verehrer Mzeroza öffentlich vergewaltigt wird, den halbwüchsigen Mädchen Nita und Teo, deren verbotenes Liebesglück grausam endet – und nicht zuletzt dem Nilpferdbaby Baggy,
das aus dem Zoo entkommt und für ausgleichende Gerechtigkeit sorgt. Tamar Tandaschwili setzt eine verrückte, unwirkliche Schönheit gegen die Korruptheit des politischen Systems und sorgt damit in Georgien für Skandale und Diskussionen.
Erhältlich als
Hardcover
Aus dem Georgischen übersetzt von Natia Mikeladse-Bachsoliani
136 Seiten
Format: 125 x 205
ISBN: 9783701716913
Erscheinungsdatum: 05.06.2018 €
18,00
inkl. MwSt.
E-Book
Aus dem Georgischen übersetzt von Natia Mikeladse-Bachsoliani
136 Seiten
ISBN: 9783701745814
Erscheinungsdatum: 05.06.2018
Marek Šindelkas Debütroman verbindet Spannung und surreale Poesie zu einer flirrenden Mischung: Kryštof, der Eigenbrötler, wächst mit Andrei, dem „Raben“, und der frühreifen Nina in einem kleinen tschechischen Dorf am Waldrand auf. Er entdeckt seine Pflanzenleidenschaft und wird in den Bann der Orchideensammler gezogen, für die er fortan unter Lebensgefahr verbotene Raritäten aus dem Dschungel importiert. Kryštof verstrickt sich in eine geheimnisvolle Story, in der ein vierzehnjähriger, blinder Killer, eine wertvolle, fleischfressende Orchidee, aber auch die russische Mafia und nicht zuletzt seine verlorene große Liebe Nina eine entscheidende Rolle spielen. Als Kryštofs Leiche in einem Feld riesiger Giftpflanzen gefunden wird, steht die Polizei vor mehr als nur einem Rätsel.
Erhältlich als
Hardcover
Aus dem Tschechischen übersetzt von Doris Kouba
280 Seiten
Format: 125 x 205
ISBN: 9783701716944
Erscheinungsdatum: 18.09.2018 €
22,00
inkl. MwSt.
E-Book
Aus dem Tschechischen übersetzt von Doris Kouba
280 Seiten
ISBN: 9783701745852
Erscheinungsdatum: 18.09.2018
1938 befindet sich die Riede Sandgrube – eines der berühmtesten Weingüter der Wachau – im Besitz des jüdischen Geschäftsmanns Paul Robitschek sein Partner ist August Rieger. Robitschek und der angebliche Baron sind Geschäftsfreunde und zugleich ein glamouröses Liebespaar. Die Denunziationen erleichtern die Arisierung jenes Besitzes, der zur Grundlage der berühmten Winzergenossenschaft Krems wird – ein Begriff für Wein & Kultur weit über die nationalen Grenzen hinaus. Diese Arisierung ist bis heute noch nie Thema der Forschung gewesen. Die Autoren konnten einen Schatz an Dokumenten sicherstellen, mit dem sie eine unglaubliche Geschichte von Verrat und Treue, Liebe und Geschäft, Vernichtung und Verdrängung erzählen.
Erhältlich als
Hardcover
mit 24 Seiten Bildteil 2. Auflage September 2018
256 Seiten
Format: 125 x 205
ISBN: 9783701716968
Erscheinungsdatum: 28.08.2018 €
24,00
inkl. MwSt.
E-Book
mit zahlreichen Abbildungen
256 Seiten
ISBN: 9783701745869
Erscheinungsdatum: 28.08.2018
Ein Mädchen namens Machtnix läuft aus einem Lager fort und begegnet der zweifaltigen Kröte, die sich einbildet, die Welt erschaffen zu haben. Gemeinsam ziehen sie weiter und zu ihnen gesellen sich noch andere Wesen: ein blindes Huhn, eine ohnmächtelnde Maus und ein Blindgänger namens Klein-Gottfried. Sie alle versuchen dem Krieg zu entfliehen, aber der kann mittlerweile jede beliebige Gestalt annehmen, und die alte
Erde geht ihrer allgemeinen Vernichtung entgegen. Es muss also etwas geschehen. Stoppt die Zentrale! Das klingt überzeugend, doch weiß niemand, was die Zentrale ist, geschweige denn, wie sie zu stoppen wäre. Zum Glück schalten sich die Ratten ein – wann wäre je etwas ohne die Ratten gegangen?! Wird es Machtnix gelingen, der Zerstörung Einhalt zu gebieten?
Das zentrale Bestreben der Moderne gilt der Vergrößerung der eigenen Reichweite, des Zugriffs auf die Welt: Diese verfügbare Welt ist jedoch, so Hartmut Rosas brisante These, eine verstummte, mit ihr gibt es keinen Dialog mehr. Gegen diese fortschreitende Entfremdung zwischen Mensch und Welt setzt Rosa die „Resonanz“, als klingende, unberechenbare Beziehung mit einer nicht-verfügbaren Welt. Zur Resonanz kommt es, wenn wir uns auf Fremdes, Irritierendes einlassen, auf all das, was sich außerhalb unserer kontrollierenden Reichweite befindet. Das Ergebnis dieses Prozesses lässt sich nicht vorhersagen oder planen, daher eignet dem Ereignis der Resonanz immer auch ein Moment der Unverfügbarkeit.
Erhältlich als
Klappenbroschur
3. Auflage 2019. Aus der Reihe "Unruhe bewahren"
136 Seiten
Format: 140 x 220
ISBN: 9783701734467
Erscheinungsdatum: 04.12.2018 €
19,00
inkl. MwSt.
E-Book
Aus der Reihe "Unruhe bewahren"
136 Seiten
ISBN: 9783701745876
Erscheinungsdatum: 04.12.2018