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Lukas Kummer

Lukas Kummer

geboren 1988 in Innsbruck. 2007 zog er nach Kassel, um Illustration und Comic zu studieren. Seit 2009 arbeitet er als Illustrator, Autor, Storyboard Artist und Gestalter. 2014 Studienabschluss bei Hendrik Dorgarthen. Seine Arbeiten wurden in Fanzines und Anthologien veröffentlicht, u.a. in „Triebwerk“, „Tisch 14“ und „Batterie“, seine erste Graphic Novel „Die Verwerfung“ erschien 2015, „Die Gotteskrieger“ 2017. Seine Thomas Bernhard-Graphic Novels „Die Ursache“ (2018, Comic-Bestenliste), „Der Keller“ (2019), „Der Atem“ (2021) und "Die Kälte (2023) finden begeisterten Anklang.

Bücher

Coverabbildung von 'Die Kälte'

Thomas Bernhard Lukas Kummer (Illustrationen) - Die Kälte

Eine Isolation

Mit der Einweisung in die Lungenheilstätte Grafenhof beginnt ein neues Kapitel in der Leidensgeschichte des jungen Thomas Bernhard. In der geschlossenen Welt des Sanatoriums ist er den Ärzten, dem Pflegepersonal, den Mitpatienten und nicht zuletzt sich selbst hilflos ausgeliefert. Doch in der Hoffnungslosigkeit übt er die Auflehnung. Die Selbstvergewisserung als Schreibender, die Freundschaft mit einem Musiker und der Gesang sind es, die ihm den Willen und die Kraft zum Überleben geben. Thomas Bernhard befreit sich zuletzt aus der Isolation der Lungenheilanstalt, die in Lukas Kummers Bilderwelt wie der kälteste Kreis der Hölle anmutet, um der zu werden, als den wir ihn kennen: einer der größten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts.

Coverabbildung von 'Der Atem'

Thomas Bernhard Lukas Kummer (Illustrationen) - Der Atem

Eine Entscheidung

„Der Atem“ steht im Zentrum von Bernhards Autobiographie: Hier trifft zusammen, was sein Schreibprojekt bis heute einzigartig, faszinierend und grenzgängerisch macht, das Nebeneinander von tiefster Verzweiflung und schöpferischer Kraft. Eine schwere Rippenfellentzündung reißt den jungen Mann jäh aus seiner Lehre, todgeweiht muss er ins Krankenhaus. Doch das Sterbezimmer, in das er abgeschoben wird, erweist sich als Wendepunkt: Thomas Bernhard „entscheidet“ sich für das Leben – und er entscheidet sich, nach dem Tod des Großvaters, selbst Schriftsteller zu werden. Für diesen Weg von der Todesnähe zur rettenden Selbstschöpfung findet Lukas Kummer eine kontrastreiche und eindringliche Bildsprache.

Coverabbildung von 'Der Keller'

Thomas Bernhard Lukas Kummer (Illustrationen) - Der Keller

Eine Entziehung

Im zweiten Band der Autobiographischen Schriften beschließt der Schüler Thomas Bernhard, sich seinem Leben zu entziehen. Statt weiterhin die Schule zu besuchen, findet er im Keller einer Lebensmittelhandlung am Rande der verhassten Stadt, im Wohngetto der Besitzlosen und Kriminellen, eine Lehrstelle. Er lernt dort die von der Gesellschaft Ausgestoßenen kennen, denen er sich nahe fühlt, und er lernt erstmals, was es heißt, angenommen zu werden und „nützlich“ zu sein. Der Alltag im „Keller“ erweist sich als heilsam, die „Vorhölle“ wird zur „Zuflucht“, bis eine schwere Krankheit Bernhards Lehre ein jähes Ende setzt. Für den Ton des Autors findet Lukas Kummer hier eine aufgelockerte Bildsprache. Er begleitet Thomas Bernhard mit präzisem Strich durch diese vielleicht hellste Zeit seiner Jugend.

Coverabbildung von 'Die Ursache'

Thomas Bernhard Lukas Kummer (Illustrationen) - Die Ursache

Eine Andeutung

Im ersten Band seiner Autobiographischen Schriften betreibt Thomas Bernhard eine Ursachenforschung, die nichts und niemanden verschont: das Internat war ein Kerker, die Stadt Salzburg eine Todeskrankheit, die Vernichtung allgegenwärtig. Die einzige Lichtgestalt war der Großvater, der ihm von Mozart, Rembrandt und Beethoven erzählt. Diese „Ursachen“, die Bernhard hier mehr als nur „andeutet“, hinterlassen unauslöschliche Spuren in seinem ganzen Werk. Mit einem präzisen, sparsamen, fast realistischen Strich und einer eindringlichen Wiederholungs- und Variationstechnik gelingt es Lukas Kummer, Thomas Bernhards Erinnerungen an die Schrecken von Internat, Krieg und Nationalsozialismus sichtbar zu machen.